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Polar Icebear of Finnwoods

Ellenbogenauswertung Face

By 27. April 2016No Comments

Heute mal ein nicht so netter News-Eintrag. Man überlegt lang hin und her ob man etwas schreibt oder nicht und am Ende, denke ich, ist es für all jene, die eventuell auch einen solchen Weg vor sich haben immer hilfreich, wenn man hier und da Erfahrungsberichte lesen kann. So geht es mir zumindest immer.

Nachdem Face immer mal wieder lahm ging und auch allgemein nie wirklich „rund“ lief, schnell erschöpft war trotz der 5-Minuten Gassiregel und es dann auch begann zu knirschen, wenn er sich legte, er verschiedene Bewegunsabläufe mied und es deutlicher wurde, dass er sein eigenes kleines Bewegungssytem entwickelt hatte, beschlossen wir vorzeitig in die chirurgische Klinik Dresden zu fahren und das checken zu lassen.

Es ist wirklich unheimlich schwer zu glauben, dass ein fröhlicher junger Hund, der läuft und wuselt und auch mal spurtet, wenngleich er auch lahmt, mit einer der blödesten Diagnosen, die man sich NICHT wünscht, dort hinaus geht.

Face hat hochgradige ED beidseitig, wobei die rechte Seite schwerer betroffen ist, wie die linke. Beide Seiten weisen jedoch schon starke Degenerationen auf. Nach dem Röntgen wurde klar, dass bereits Fragmente abgesplittert waren. Die Arthroskopie folgte direkt und der Doc spiegelte das Gelenk gleich noch um den Zustand des Knorpels festzustellen – welcher leider bereits nonexistent war. Man könnte sagen Face lief rechts schon auf dem Zahnfleisch – Knochen scheuerte auf Knochen.
Aus diesem Grund wurde ihm die Elle einmal quer durchtrennt, da bei einer FCP diese schneller und höher wächst, wie die Speiche und somit eine Ungleichheit im Gelenk schafft. Um den Ausgleich wieder herzustellen und den Druck vom Gelenk zu nehmen, durchtrennt man die Elle und richtet sie etwas aus. Da allerdings kein Knorpel mehr vorhanden war, wurde Face die sogenannte „paulsche Platte“ eingesetzt um die Hauptlast auf die Speiche zu legen. Dies greift allerdings nicht 100%ig, da es nur zum tragen kommt, wenn der Hund die Pfote an allen Stellen immer gleich belasten würde und immer auf absolut geradem Boden laufen würde. Da die Erdoberfläche das aber nun nicht hergibt, ist es somit unvermeidbar, dass die Elle immer wieder mitbelastet wird. Eigentlich wäre Knorpel jetzt unheimlich gut  um das abzufedern, wenn er denn da wäre.

Die Klinik in DD ist jedoch an einer neuen Methodik beteiligt, die den Aufbau des Knorpels, vielleicht auch die Neuknorpelbildung herovrrufen kann. Im Moment ist dies noch nur Forschung, allerdings schon in der 2. Generation, also im Praxistest mit sehr guten Ergebnissen. Hauptsächlich wird diese sogenannte Stammzellentherapie (ungleich der bekannten aus der Humanmedizin) für die OCD im Ellenbogen genutzt, welche für die bisher betroffenen Fälle immer ein Leben unter Schmerzmitteln und stetiger Lahmheit und Schmerzen bedeutete. Mit dieser Stammzellentherapie wurden sehr gute Ergebnisse erzielt und sogar Lahmheitsfreiheit für einige von OCD als Folge der ED betroffenen Hunde erreicht.
Wir werden das mit Face ebenfalls anstreben und hoffen, dass wir einen Teil des Knorpels reaktivieren können; es sich vielleicht sogar neuer bildet.

Soweit sogut – nun sitzt der kleine Kerl mit seinem Verband in seiner Box und muss ruhig gehalten werden. Also „raus – pipi – rein“. Er bekommt noch Antibiotika und Schmerzmittel. In 14 Tagen werden die Fäden gezogen, in 4 Wochen wird eine Nachkontrolle und die Stammzellentherapie gestartet. Auf Grund der paulschen Platte allerdings, wird der Heilungsprozess des Gelenks ca. 12 Wochen in Anspruch nehmen. Erst danach können wir die linke Seite angehen, mit der großen Hoffnung, dass die Degeneration noch nicht so fortgeschritten ist, wie rechts.

Im schlimmsten Falle werden also anschließend nochmal 12 Wochen und das ganze Prozedere erneut auf uns, vorallem auf Face zukommen. Danach vielleicht auch schon etwas parallel werden wir eine Physio anstreben und wir hoffen, dass wir diesem kleinen fröhlichen Kerl so ein schmerzfreies, ganz normales Hundeleben schenken können – ohne Dummyarbeit, Rettungshundestaffel, Agility und diesen ganzen überzogenen derzeitigen Sport- und Arbeitswahn, welcher plötzlich unheimlich nebensächlich und minimal wird, wenn der kleine 11monatige Kerl nach einer solchen OP zwar stark eingeschränkt, aber wedelnd und munter von der Station gelaufen kommt.
Unser Lichtblick- die Hüften sind ok – wenngleich auch nicht offiziell vom LCD Gutachter ausgewertet.

Wir wünschen uns für Face, dass er einfach einen Ball holen kann, durch die Wälder und Wiesen fegen kann und eine normale Alltagsausbildung bestreiten kann – ohne Schmerz.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob man das dem „Hund antun“ sollte – ich kann es Ihnen nicht sagen. Diese Entscheidung, mit all ihren Faktoren, die man durch lesen oder hörensagen niemals beurteilen kann, muss jeder für sich und sein Tier selbst treffen.

Wir tragen die Verantwortung für diese Lebewesen. Ab der 8. Woche sind sie allein unsere Verantwortung, in guten wie in schlechten Zeiten. Die Natur hat ihren eigenen Plan, der Mensch kann nur ein Minimum beeinflussen. Wir jedoch sind selbst verantwortlich für die Wege die wir gehen, wie wir sie gehen und was wir aus den uns gestellten Aufgaben machen.

Danke an dieser Stelle an die Tierklinik Dresdner Heide, Dr. Pfeil und dem ganzen Team.
Wer Probleme mit Gelenken hat, ist in Sachsen hier an der absolut fachmännischsten Stelle.
Und an all unsere Freunde, die alle Daumen und Pfoten für Face mobilisiert haben. Allen voran unserer Familie, die alle mitfiebern und mir nun helfen müssen, den kleinen gelben hin und her zu tragen und auch an seine Züchterin, welche uns zur Seite steht.

Ich werde die kommenden Wochen sicher hier und da Infos und „Dinge die man so lernt dabei“ posten und hoffe, dass so auch andere Betroffene vielleicht ein manches vorab erkennen können.

Freuen Sie sich also, wenn ihr Tier gesund und munter ist, es ist immer das Quentchen Glück mit dabei!

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